Meditationsweg - Station 06
Jahresringe
Die Baumscheibe ist wie das Tagebuch eines Baumes; Jahr für Jahr „schreibt“ er einen Ring - von der Mitte der Scheibe ausgehend. Jeder Ring besteht aus einer hellen und einer dunklen Zeichnung. Im Frühjahr und Sommer, wenn der Baum genug Feuchtigkeit und Nahrung erhält, entsteht ein heller Ring. Im Herbst wird der Ring dunkler, weil der Baum weniger Nährstoffe aufnimmt. Breite Ringe erzählen von guten Jahren mit viel Licht und Feuchtigkeit, schmale hingegen von schlechten Jahren, in denen es vielleicht zu trocken oder zu kalt war. Forscher können an den Stämmen aus verschiedenen Zeiten feststellen, wie sich das Klima über Jahrtausende hinweg verändert hat. Jeder Baum hat also seine eigene Geschichte vom Wachsen und Reifen.
Zitat
„Jeder Jahresring ist ein deutliches Sinnbild für gelebte Kraft, ist wie eine Falte in einem Gesicht."
Margot Bickel
Bibeltext
„Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit.“
Kohelet 3.1.
Gemeinsames Gebet: Die Jahresringe
Von der Mitte her ist dieser Baum gewachsen,
Ring um Ring.
Jedes Jahr hat an ihm seine Spuren hinterlassen.
Gute und magere Jahre sind es gewesen.
Der Baum hat so seine eigene Prägung empfangen.
Auch mein Leben ist ähnlich gewachsen wie ein Baum.
Von der Kindheit bis zum Alter.
Jahr für Jahr bin ich größer geworden
und vielleicht auch reifer.
Die Jahre haben mich geprägt im Guten und im Bösen.
Erlebnisse, Aufgaben und Prüfungen
sind in diesen Ringen eingezeichnet.
Meine ureigene Persönlichkeit ist so entstanden.
Auch geistige, gnadenhafte Wachstumskräfte waren da im Spiel.
Unsichtbare Gaben wurden mir geschenkt.
Glaube, Hoffnung und Liebe ließen meine Ringe von innen her wachsen.
Mit der Zeit bin ich dadurch offener, großherziger und freier geworden.
Mein Lebensbaum ist nicht verkümmert, er ist groß geworden und hat seine Früchte getragen.
Ein starker, kerniger Baum ist daraus geworden.
Rainer Maria Rilke hat dazu diese Worte geschrieben:
„Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über Dinge ziehen.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen. Aber versuchen will ich ihn.“
Robert Ammer
Lied: Herr wie ein Baum
Songtext
Kehrvers:
Herr, wie ein Baum sei vor Dir mein Leben,
Herr, wie ein Baum sei vor Dir mein Gebet.
Herr, wie ein Baum sei vor Dir mein Leben.
Herr, wie ein Baum sei vor Dir mein Gebet.
Gib Wurzeln mir, die in die Erde reichen,
daß tief ich gründe in den alten Zeiten,
verwurzelt in dem Glauben meiner Väter.
Gib mir die Kraft, zum festen Stamm zu wachsen,
daß aufrecht ich an meinem Platze stehe
und wanke nicht, wenn auch Stürme toben!
Gib daß aus mir sich Ängste frei erheben,
sie meine Kinder Herr, laß sie erstarken
und ihre Zweige ranken in den Himmel.
Gib Zukunft mir, und laß die Blätter grünen
und nach den Wintern die Hoffnung neu erblühen,
und wenn es Zeit ist, laß mich Früchte tragen!