Muttergottes auf dem Holderstock
Wallfahrt
Seit über 500 Jahren ist Schneeberg auch ein Wallfahrtsort. Menschen suchen und finden hier Trost und Hilfe beim Gnadenbild der Muttergottes auf dem Holderstock.
Entstehung und Entwicklung
Die Ursprünge der Schneeberger Wallfahrt liegen im Dunkel der Geschichte. Nachweislich wurde im Jahr 1445 in Schneeberg eine Kirche zu Ehren der „seligen Jungfrau Maria“ konsekriert. In dieser Zeit ist auch unser Gnadenbild der Mutter Gottes auf dem Holderstock entstanden. So ist anzunehmen, dass spätestens in dieser Zeit auch die Wallfahrt entstanden ist. Jedoch finden sich auch Indizien, die eine Entstehung der Wallfahrt in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts vermuten lassen.
Sicher lässt sich allerdings sagen, dass schon bald die Holzplastik der thronenden Mutter Gottes viele Wallfahrer anzog. Der Würzburger Bischof Rudolf von Scherenberg (1466-1495), der sorgsam auf die vielerorts übersteigerte Marienverehrung achtete, beauftragte den Amorbacher Abt Johann I. (1466-1484) mit einer eingehenden Überprüfung der „neuen“ Wallfahrt.
Das Ergebnis der Untersuchung war offensichtlich voll befriedigend, denn der Bischof schreibt in seinem daraufhin erlassenen Ablassbrief vom 23. November 1470: "Wie wir nun durch den Bericht ersahen, ist derartiger Zulauf und solche Wallfahrt aus Ehrfurcht vor der erwähnten Mutter und Trösterin aller Christgläubigen aus zuverlässigem, gutem und rechtem Grunde hervorgegangen und geht noch hervor. Deshalb loben wir sie wegen Zulaufs und Wallfahrt im Herrn, billigen sie im Namen Gottes im Wortlaut dieses Unseres Briefes". Zudem förderte er die Wallfahrt durch die Verleihung eines Ablasses.
Im Jahre 1521 erbaute man eine eigene Gnadenkapelle für das Gnadenbild. Die Überlieferung am Ort verband damit die häufiger gebrauchte Wanderlegende, dass sich das Gnadenbild den neuen Platz selbst ausgesucht habe. Im Jahre 1739 etwa berichtete man so: "Wie wir von unseren Eltern, Ureltern und Urahn haben vernommen, so ist um das Jahr 1521 dieses Bild in der Kirche auf dem hohen Altar gestanden, welches alle Morgen außer der Kirch auf einem Holderstock gefunden worden; und so es in die Kirche getragen worden, des andern Tag allzeit wieder auf dem Holderstock gestanden, worauf auf diesem Platz die Kapelle erbaut und das Bild an den Ort, wo der Holderstock gestanden, gesetzt worden; daher es bis auf heutigen die Mutter Gottes auf dem Holderstock genannt worden".
Die mündliche Ortsüberlieferung weiß noch ergänzend zu berichten: Vor der dritten Übertragung habe man Asche gestreut und sei dabei rückwärts gegangen, um etwaige Fußspuren des Übertragenden zu entdecken, jedoch ohne Erfolg. Auch habe es am 10. Juni an der Stelle der jetzigen Gnadenkapelle Schnee geworfen, die dann gebaut worden sei. Den Holderstock habe man beim Bau der Gnadenkapelle gerade so, wie er war, in die Ecke eingemauert. Der Holderstock mit dem Gnadenbild stand bis 1862 an der linken Seite des Altars. In diesem Jahr dürften die Reste des Holderstocks entfernt worden sein und das Gnadenbild wurde in einem Glasschrein, der besseren Sicht halber, auf den heutigen Platz an der rechten Seite des Altars versetzt.
Der bereits zitierte Bericht aus dem Jahre 1739 schilderte die Entwicklung jener Zeit so: "Wie weit und breit diese Kapellen und dieses Mirakulose Bild bekannt worden, bezeugt das von unserm H. Pfarrer in Händen habende Guttäterbüchlein mit Mehrerem: daß vor dem Schwedenkrieg eine Menge Krücken sich in dieser Kapelle befunden, welche von Krummen und Lahmen, nebst andern Mirakulen, allda gelassen worden und in dem Schwedenkrieg von denen Soldaten verbrannt worden."
Leider wurden im Dreißigjährigen Krieg auch viele Akten verbrannt, die möglicherweise Auskunft über die Entstehung der Wallfahrt hätten geben können.
In der konfessionell gemischten Zeit konnte es nicht ausbleiben, dass auch evangelische Christen in ihrer Not Zuflucht bei der "Muttergottes auf dem Holderstock" suchten und ihr Votivgaben widmeten. So wissen wir von einer erblindeten lutherischen Offiziersfrau, die für den Fall der Wiedererlangung des Augenlichtes eine silberne Ampel gelobte und diese Ampel hernach mit großer Freudenbezeugung hierher schickte (1675).
Besonders groß war der Zustrom an den beiden Festen Mariä Geburt und Mariä Opferung, weil an diesen beiden Tagen ein vollkommener Ablaß zu gewinnen war, der auch heute noch zu gewinnen ist. Erstmals wurde dieser Ablaß am 12. November 1511 von Papst Julius II. gewährt. Dieses Privileg des vollkommenen Ablasses wurde zur Pflege der Wallfahrt regelmäßig eingeholt, bis Papst Pius VII. im Jahr 1802 dieses Privileg auf Dauer verlieh.
Das Gnadenbild wurde erstmals am 6. Oktober 1743 in einer Sakramentsprozession durch den Ort getragen zur Abwehr der in den Nachbarorten ausgebrochenen Tierseuche. Die ersehnte Hilfe trat ein. Schneeberg blieb verschont und die Nachbarorte wurden von der Seuche befreit.
Der Zustrom der Wallfahrer war in dieser Zeit so groß, dass an bedeutenden Wallfahrtstagen bis zu tausend Kommunionen ausgeteilt wurden. Seit 1797 ist das Hinzuziehen von Aushilfsgeistlichen belegt. So halfen 10-12 Priester dem Schneeberger Pfarrer an den Festtagen.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts schlief die Wallfahrt immer weiter ein, bis sie durch Pfr. Brenneis zu neuer Blüte gebracht wurde. Das Besondere der Schneeberger Wallfahrt sind nicht die großen Pilgergruppen und Prozessionen. Es sind die vielen Kleingruppen und Einzelpersonen, die sich, meist unbemerkt, mit ihren Sorgen und Nöten an die Mutter Jesu wenden. Mittelpunkt der Wallfahrt ist auch heute noch das uralte Patronats- und Wallfahrtsfest Mariä Geburt am 8. September.
Seit mehr als einem halben Jahrtausend vertrauen sich hier viele Menschen der Fürsprache der Gottesmutter an.
Mariä Geburt
Seit vielen hundert Jahren wird in Schneeberg der Festtag Mariä Geburt am 08. September feierlich als Patronats- und Wallfahrtsfest begangen. Noch heute haben die Schneeberger Geschäfte an diesem Tag geschlossen, so dass er als wirklicher Feiertag bezeichnet werden kann. Viele "Exil-Schneeberger" kehren an diesem Tag in ihre alte Heimat zurück, um mit der Familie und vielen Pilgern aus Nah und Fern diesen Festtag zu erleben.
Den emotionalen Höhepunk bildet wohl die abendliche Lichterprozession, wenn viele hundert Menschen mit Kerzen in den Händen vorbei an den festlich geschmückten Häusern durch den Ortskern ziehen und mit Liedern und Gebeten Maria, die Muttergottes auf dem Holderstock, ehren. Seit 1470 ist es auch möglich an diesem Tag einen Ablass zu gewinnen.
Dazu sind die üblichen Bedingungen zu erfüllen, deshalb besteht auch schon am Morgen die Möglichkeit zur Beichte.
Mariä Opferung - Zweites Hochfest unserer Pfarrei
Neben dem Patronatsfest Mariä Geburt gibt es in unserer Pfarrei ein weiteres Hochfest. Der Feiertag Mariä Opferung. Seit der Liturgiereform des II. Vatikanums heißt der Festtag offiziell Gedenktag unserer Lieben Frau in Jerusalem.
Inmitten des Zweiten Weltkriegs suchte die Pfarrei Schutz bei der Gottesmutter und gelobte am 7. Mai 1944 die beiden uralten Wallfahrtstage Mariä Geburt und Mariä Opferung immer am jeweiligen Wochentag als Feiertage zu feiern, wenn die Gemeinde vor Kriegsschäden bewahrt bleibt.
Die Fürsprache der Gottesmutter zeigte sich, als in den letzten Kriegstagen eine der Dorfbrücken gesprengt wurde. Die umliegenden Häuser wurden stark beschädigt, aber die Marienfigur, die unmittelbar neben der Brücke stand, erlitt keinen Schaden. Seitdem feiern wir diese beiden Marientage mit besonderer Festlichkeit am jeweiligen Wochentag.
Das Hochfest am 21. November hat seinen Ursprung im Weihetag der Kirche „Sancta Maria Nova“ in der Nähe des Jerusalemer Tempels im Jahr 543. Im 8. Jahrhundert ist es in der Ostkriche schon als Marienfest bekannt, welches dann die Westkirche im 11. Jahrhundert übernahm. 1472 wurde es für die ganze katholische Kirche verbindlich festgeschrieben. Der Festinhalt wurde dem Protoevangelium des Jakobus entnommen, welches von der Einreihung des dreijährigen Kindes Maria in die Schar der Tempeljungfrauen erzählt.
Da der historische Ursprung sehr fragwürdig ist, wird heute Maria als Tempel des Herrn gefeiert. Durch ihr vorbehaltloses ja zu Gottes Heilsplan, wurde sie zum goldenen Haus, zur Bundeslade Gottes, die den Urheber des neuen Gesetzes in sich trug.
Fränkischer Marienweg
Einen neuen Akzent erhielt die Wallfahrt zur "Mutter Gottes auf dem Holderstock" im Jahre 2002. Am 15. August (Mariä Himmelfahrt) dieses Jahres wurde der Fränkische Marienweg eröffnet. Er verbindet 50 Wallfahrtsorte des Bistums Würzburg. So wissen wir uns auch auf diesem Weg mit den großen und kleinen Wallfahrtsorten unseres Bistums und der ganzen Welt verbunden und freuen uns, wenn immer wieder Pilger auf dem Fränkischen Marienweg in unserer Kirche Station machen
Weitere Informationen zum Marienweg finden sie unter: www.fraenkischer-marienweg.de