Zur Vor- und Frühgeschichte Schneebergs
Über die Vor- bzw. Frühgeschichte Schneebergs lassen sich nur Vermutungen anstellen. Die spärlichen Bodenfunde erlauben keine Aussage über das Vorhandensein prähistorischen Lebens und sind deshalb nicht geeignet, Licht in das Dunkel unserer Vorgeschichte zu bringen.
Sicherlich kann man annehmen, daß unser Tal schon einmal von Menschen in früheren Zeiten durchstreift wurde, denn die vorzeitlichen Menschen waren nicht seßhaft, sie durchzogen die Täler und lebten von der Jagd.
Für die Errichtung einer Siedlung war das Schneeberger Tal wohl zu unwegsam. Die Bäche, die das Tal durchflossen, zerteilten sich in zahlreiche Rinnsale und überschwemmten dadurch oft das ganze Tal bis zum Fuß der Berge, oder sie waren von unwegsamen Auen, Sumpfflächen und Wassertümpeln begleitet.
Erst in der Jungsteinzeit, also 4000-2000 v. Chr. lichtet sich, wenn auch kaum spürbar, das Dunkel der Vorgeschichte etwas. Der Mensch, der allmählich begann, seßhaft zu werden, hätte nun auch in unserer Gegend geeignetere Lebensverhältnisse antreffen können. Das Klima war etwas wärmer und das vom Wald überwucherte Land bekam durch den Lößboden Waldlücken oder lichte Wälder. Ganz unbegründet ist die Annahme einer Besiedlung schon deshalb nicht, da in verschiedenen Dörfern Steinbeile gefunden wurden, die aus jener Zeit stammen. Drei dieser Beile fand man auch in Schneeberg, heute befinden sie sich in Privatbesitz. Selbst dies ist noch kein Beweis, da der genaue Fundort der Beile nicht mehr bekannt ist. So könnte es sich um abergläubische Schutzvorrichtungen handeln, die sich manche Leute auf den Speicher legten, um das Haus vor einem Blitz zu schützen. Zu diesem Zweck wurden diese Beile manchmal von irgendwoher eingehandelt.
Allerdings ist eine Besiedelung für Großheubach und Eichenbühl durch zahlreich auftretende Funde mit gesichertem Fundort nachweisbar. Vielleicht haben also auch einige jungsteinzeitliche Jäger in unserem Tal gejagt und hier und da ein Beil verloren.
Auch die folgenden Jahrtausende bleiben für die gesamte Gegend im Dunkeln. Erst als sich die Römer um das 1. Jh. n. Chr. immer weiter in unsere Gegend ausbreiten, mehren sich die Funde — zumindest für Miltenberg und Umgebung.
Schneeberg lag im römischen Gebiet, das durch einen Schutzwall — den Limes — von dem der Germanen getrennt war.
Ende der 70er Jahre wurden in Schneeberg, in dem Gewann „Junge Weinberge", 18 Tonscherben gefunden, die zweifellos als römischen Ursprungs aus dem 2./3. Jh. identifiziert werden konnten. Es handelt sich vornehmlich um Vasenreste. Hat sie vielleicht ein römischer Händler dort verloren, oder stand sogar eine römische Villa an diesem Ort? — Diese Frage muß leider offen bleiben. Möglicherweise hätten die Eisenschnallen, die an der gleichen Stelle gefunden wurden, darüber Aufschluß geben können, doch kamen sie abhanden, als sie der Finder über Nacht zum Trocknen auf der Wiese liegen ließ.
Die römische Vorherrschaft endete im 3. Jh. , als es den Alemannen gelang, den Grenzwall zu durchbrechen. In harten Kämpfen wurde die römische Besatzung bis zum Rhein zurückgedrängt.
Nach dem Sieg der Franken über die Alemannen im Elsaß 496, mußten die Alemannen die Herrschaft des Siegers anerkennen. So kamen früher oder später die Franken auch in unsere Gegend, doch es vergingen mit Sicherheit Jahrhunderte, bis man von einer fränkischen Besiedelung sprechen konnte.
Richard Krebs stellt in seinem Heimatbuch über Amorbach die Behauptung auf, daß nach der fränkischen Landnahme die Alemannen zwar allmählich zurückgedrängt worden seien, sich aber einige, am Ort verbliebene Volkssplitter durch die Jahrhunderte hindurch ihre Eigenart bewahrt hätten. Diese These versucht Krebs am Beispiel Schneebergs nachzuweisen, dessen Einwohner sich noch heute durch Sprache und Aussehen von all ihren Nachbarn unterschieden. Dies ist meiner Ansicht nach sehr gewagt und nicht haltbar.
Hätten die Franken, die durch missionarische Tätigkeit das Christentum zu uns brachten, heidnische Nachbarn auf Dauer akzeptiert? Und selbst wenn dem so gewesen wäre, so wäre heute beispielsweise durch die Bevölkerungsfluktuation nach dem Dreißigjährigen Krieg oder die Vermischung der Völker im Laufe der Jahrhunderte eine mögliche alemannische Eigenart mit Sicherheit nicht mehr feststellbar.
Über die Frühgeschichte unseres Tales lassen sich im Großen und Ganzen nur Spekulationen anstellen. Erst mit der Urkunde von 1237 beginnt der Nachweis über die Besiedelung Schneebergs. In den gleichen Zeitraum (zwischen 1000 und 1250) fällt die Herstellung Odenwälder Trapezsärge, von denen zwei Exemplare in Schneeberger Gemarkung liegen. 1954 wurde der Steinsarg im „Kohlwald" entdeckt, 1961 der Sarg im „Zweiteberg".
Es handelt sich um nicht verwendbare Werkstücke, da den Steinmetzen bei deren Bearbeitung Fehler unterliefen. Bei dem Sarg im „Kohlwald" war mit der Eintiefung schon begonnen worden, als ein ausgebrochenes Stück am Fußende die Arbeit wertlos machte.
Die Särge waren für Angehörige des Adels bestimmt. Nach ihrer Fertigstellung wurden sie auf dem Landweg nach Miltenberg gebracht, von wo sie dann an ihren Bestimmungsort (Frankfurt, Wiesbaden, Köln) weiterverschifft wurden.
Der Namen Schneeberg
Früher Sneiteberc, Snydeberg, Snydbergk, Schneybergk, Schneidtberg und Schneberg ab 18. Jhd. dann Schneeberg. Kommt natürlich nicht von dem eisigen Klima, das hier herrscht, auch wenn es zur Ergänzung noch eine „Winterhelle“ gibt.Hängt mit dem Namen Schneise zusammen („sneite“ bedeutet im mittelhochdeutschen „durch den Wald gehauenen Weg“ „Durchstieg“). Verschiede Deutungen möglich, u.a.: Das Tal liegt wie eine Schneise zwischen den steil abfallenden Bergen. Von Amorbach aus gesehen lag die Siedlung da, wo sich die Berge schneiden. Kann aber auch mit den vielen Rodungen zusammenhängen, die die Mönche damals vorgenommen haben.