Übersicht
Dank der Nähe zu Amorbach war Schneeberg medizinisch stets gut versorgt. Eine Hebamme war nachweislich seit Beginn des 19. Jhd. in Schneeberg, von 1946 bis 1969 gab es auch einen Arzt. Die Nahversorgung wurde auch über knapp drei Jahrzehnte durch die Schwestern der „Kongregation der Töchter des Allerheiligsten Erlösers“ durchgeführt, die zu Anfang der 40er Jahre nach Schneeberg kamen und auch seit der Eröffnung 1953 den Kindergarten in Schneeberg leiteten. Unterstützung erhielten sie im Jahr 1959 durch die Gründung der Sanitätskolonne.
Erst im Jahr 1993 ließ sich wieder ein Arzt nieder, ihm folgte 1994 eine Praxis für Physiotherapie, die 2016 wieder schloss. Ein Ersatz dafür konnte im Jahr 2017 gewonnen werden.
Die Hebamme
Das immer weiter verbesserte Gesundheitswesen des 19. Jhd. führte zu einer staatlichen Anerkennung der Hebamme. Unter der Leiningenschen Herrschaft wird für Schneeberg zum ersten Mal 1806 eine Hebamme erwähnt, laut dieser Umfrage stand ihr sogar ein Hebammenstuhl zur Verfügung. Ihren Namen kennen wir nicht, doch wissen wir von ihren Nachfolgerinnen einiges:
Als die Hebamme Theresia Reichert schon 80 Jahre alt war und wegen anhaltender Kränklichkeit keine Geburtshilfe mehr leisten konnte, wurde 1873 die schon seit 13 Jahren praktizierende Eva Eck zur zweiten Hebamme ernannt. Während Theresia Reichert auf Lebenszeit die Hebammenbesoldung von der Gemeinde erhielt, musste Frau Eck mit weniger auskommen, und bezog erst nach dem Tod der ersten Hebamme den vollen Lohn. Als die Anzahl der Geburten in Schneeberg und Hambrunn immer weiter anstieg, auf etwa 40 pro Jahr, und sie die Arbeit nicht mehr alleine bewältigen konnte, stellte man eine zweite Hebamme namens Götzinger ein.
Nach dem Tod von Eva Eck 1879 übernahm Maria Katharina Hörst ihre Stelle. Sie wurde 1921 von Ottilie Keller abgelöst. 70) Frau Keller hatte bei über 1000 Geburten Geburtshilfe geleistet, als sie Mitte der 50er Jahren aus dem Dienst ausschied. Danach hatte Schneeberg mit Kirchzell gemeinsam eine Hebamme, doch war mit dem Aufkommen der Krankenhausgeburten die Nachfrage nach Hebammen so gering geworden, dass diese bald ihr Wirkungsfeld gänzlich in das Krankenhaus verlegten.
Über das Gesundheitswesen in Schneeberg ist noch zu erwähnen, dass bis 1946 kein Arzt eine Praxis unterhielt. Im Jahre 1946 ließ sich Dr. Prockl in Schneeberg nieder. Er blieb bis zum Jahre 1961. Danach übernahm Dr. Amenth seine Stelle, der diese bis zu seinem tragischen Tod 1969 innehatte.
Dass sich danach kein Arzt mehr in Schneeberg niederließ, war sicherlich auch begründet in der Nähe zu Amorbach, wo sich mehrere Arzt-Praxen befinden.
Die Schwestern der „Kongregation der Töchter des Allerheiligsten Erlösers“ (seit 1969 „Schwestern des Erlösers“) aus Würzburg
Zu Beginn der 40er Jahre kamen die ersten Ordensschwestern nach Schneeberg. Sie wohnten zuerst im Schwesternhaus in der Hauptstraße 44 neben dem alten Rathaus (dieses stand auf den Platz der heutigen Grünanlage mit dem Gedenkstein für Pfr. Brenneis), nach dem Bau des Kindergartens zogen sie dort in den 1. Stock ein.
Diese Schwesternniederlassung in Schneeberg war durch einen Vertrag zwischen dem St. Johannis-Zweig-Verein und der Kongregation der Töchter des Allerheiligsten Erlösers eingerichtet worden und bestand aus der Schwester Oberin, einer Krankenschwester und, nach dem Bau des Kindergartens, aus einer Kinderschwester.
Neben dem Kindergarten und dem Kirchenschmuck kümmerten sie sich auch um die Krankenpflege und medizinische Versorgung bei Verletzungen. Bei medizinischen Problemen ging man zu den Schwestern. Sie haben erst einmal geholfen und dann entschieden, ob ein Arzt hinzugezogen werden muss. Es gab extra ein Verbandszimmer im Kindergarten.
Von 1953 bis 1971 wurde der Kindergarten Schneeberg von den oben genannten Schwestern geleitet. Die letzten Ordensfrauen wurden im 1972 aus Schneeberg abgezogen.
Sanitätskolonne / Rot-Kreuz-Bereitschaft Schneeberg
Im März 1959 wurde die damalige Sanitätskolonne gegründet. 22 Männer bildeten die Kolonne, 8 weibliche Mitglieder schlossen sich in einer Frauenbereitschaft zusammen. Daraus resultierte die Rot-Kreuz-Bereitschaft Schneeberg, die u.a. von 1967 an Blutspende-Tage in Schneeberg organisierte, die leider im Jahr 2020 eingestellt wurden. Seit 1974 führten sie auch eine vorweihnachtliche Feier mit Behinderten durch, die letztmalig im Jahr 2019 veranstaltet wurde. Neben der Durchführung von Erste-Hilfe-Kursen zählte auch die ständige Einsatzbereitschaft bei örtlichen Festen und Veranstaltungen zu den Hauptaufgaben der Gruppe. Die Rot-Kreuz-Bereitschaft durften im Jahr 1973 einen großen Saal im Rathaus beziehen, den die Gemeinde zur Verfügung stellte.
Mit dem Bau des Dorfwiesenhauses wurde eine neue Ära eigeleitet. Die Rot-Kreuzler konnten 2005 in ihre neuen Räume einziehen und für die bereits bestehende Gruppe der Helfer-Vor-Ort wurde eine Garage für das Einsatzfahrzeug in unmittelbarer Nähe der Vereinsräume zur Verfügung gestellt.
Aktuelle Situation
Der Arzt Andreas Hickmann eröffnete am 1.10.1993 in Schneeberg seine Praxis in der Ortsmitte, die zum heutigen Tag noch Bestand hat. Schon nach kürzester Zeit konnte er viele Patientinnen und Patienten aus Schneeberg und Umgebung für seine Praxis gewinnen. Ein wahrer Segen für die ärztliche Nahversorgung Schneebergs. Drei Monate später, am 01.01.1994, wurde in Räumen direkt über der Arztpraxis, die Praxis Lorenz für Physiotherapie eröffnet. Dies war natürlich eine tolle Ergänzung für die Patienten.
Nach der Schließung Ende April 2016 entstand nur für kurze Zeit eine Vakanz. Zum Glück für unser Ort eröffnete im Mai 2017 die Physiotherapie Michael Ringk ihre Pforten in den früheren Räumen der Sparkasse.