Der Bau der Eisenbahn

Der Eisenbahnanschluß Schneebergs an die schon bestehenden Verbindungen Miltenberg - Amorbach und Seckach - Walldürn nahm in den Jahren 1895/96 konkrete Formen an. Zwei Trassenführungen standen zur Diskussion. Einmal die Verbindung Hettigenbeuern - Buchen, zum anderen Rippberg - Walldürn. Nicht zuletzt wegen des Eisenwerks in Rippberg entschloß man sich für die zweite Möglichkeit.

Nun, nachdem die generelle Trassenführung feststand, galt es jetzt das Problem der genauen Ortstrassenführung zu lösen. Auch hier standen zwei Möglichkeiten zur Auswahl: Einmal vom Amorbacher Friedhof aus, unterhalb des Schneeberger Friedhofs, bis auf die Höhe der Hambrunner Straße — wo auch der Bahnhof entstehen sollte — um dann mit einer Brücke die badische Landesgrenze zu erreichen.Doch die Würzburger Direktion entschied sich für den zweiten Plan, den heutigen Streckenverlauf; nun stand dem Baubeginn nichts mehr im Wege.

Die Firma Helfmann aus Frankfurt wurde mit der Durchführung betraut. Die Brückenbauten, Stützmauern, der Bau des Bahnhofs usw. wurden von hiesigen Bauunternehmern, hauptsächlich von Josef Bäuerlein, ausgeführt.

alte Regionalbahn
Mit der Bahn kam auch der wirtschaftliche Aufschwung für Schneeberg

Da die heimischen Arbeitskräfte nicht ausreichten, um diesen Bau zu bewältigen, waren während der ganzen Bauzeit in der Gemeinde über 150 Italiener und Österreicher einlogiert. Für eine Schlafstelle, ein Bett mit Strohsack, bezahlte man pro Nacht 20 Pfennig. Bei komfortableren Zimmern, in denen die Decke getüncht und bei dem Boden die Bretter angenagelt waren, konnte man 25 Pfennig verlangen.

Im Sommerberg, direkt an der Baustelle, baute die Firma Helferich zwei Unterkunftsbaracken. In jeder war eine Küche eingerichtet, aus denen italienische Köche die Arbeiter mit Essen versorgten. Den Baracken waren auch Schmiede- und Wagnerwerkstätten angegliedert. Josef und Franz Kuhn arbeiteten in der einen, Wagnermeister Josef Röcklein in der anderen Werkstätte. Als durchschnittlichen Stundenlohn erhielten die einheimischen Arbeiter 30 Pfennig. Die Entlohnung der Fremdarbeiter lag bei etwa 4 DM für den ganzen Tag, einschließlich Überstunden.

Zwei Jahre dauerte der Eisenbahnbau, der für Schneeberg auch in wirtschaftlicher Hinsicht einen Umschwung brachte. Die Fremdarbeiter ließen etwa 70 % ihres Lohns im Dorf, die einheimischen Arbeiter bekamen bei dem Bau etwa 40 % mehr Lohn und sämtliche Geschäfte konnten ihre Einnahmen erhöhen.

Am 20. 9. 1899 wurde der Bahnhof eröffnet und am 1. Oktober rollte der erste Zug von Amorbach bis nach Walldürn.


  Lesen Sie auch: Eisenbahnbau: Amorbach – Walldürn, Erinnerungen von Karl Keller.

  • Quelle: Monika Blättner, Heimatbuch „750 Jahre Schneeberg“
  • Foto: Gemeindearchiv Schneeberg
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