Letztes Schneeberger Backhaus
Mitten im Altort steht das letzte gut erhaltene Backhaus von Schneeberg. Im Jahre 1928 wurde dieses Backhaus errichtet. Bauherr war Heinrich Ort. Das Haus wurde aber nicht nur zum Backen gebaut. Man hat auch einen Kessel zum Wäsche waschen, einen Dengelstein und ein Schweinestall mit eingebaut. Das „Backhäusle“, wie es von der Familie Ort gerne liebevoll genannt wird, wurde vor allem von Anna Ort genutzt, welche in regelmäßigen Abständen Brot backte.
Hierfür setzte sie am Vorabend, mit altem Sauerteig aus einem Leinensäckchen, neuen Brotteig in einem großen Holztrog an. Dieser wurde über Nacht vor dem Ofen in der Küche zum Gehen stehen gelassen. Am nächsten Tag wurde der Ofen angeheizt. Hierfür wurden zwölf Buchenscheiter, jeweils einen Meter lang, aufgesetzt und entzündet. Nachdem das Holz abgebrannt war, hat man die Glut in die Ecke des Ofens geschoben und mit einem nassen Strohbesen (Strohwisch) die Asche vom Steinboden entfernt. Danach wurden die 15 – 20 Brote eingeschossen und gebacken. Wenn die Brote fertig waren, war der Ofen natürlich immer noch heiß, sodass man mit der Restwärme abschließend noch "Blaze" (Blechkuchen) gebacken, oder Äpfel und Zwetschgen getrocknet hat.
Die Brote wurden nicht verkauft, sondern trocken gelagert. Um das Jahr 1973 wurde das letzte Mal von der Familie Ort Brot gebacken. Der Aufwand lohnte sich nicht mehr, da man ja beim Bäcker leicht an Brot kam.
Zwischenzeitlich sollte das Backhaus abgerissen und durch Garagen ersetzt werden. Die Baupläne hierfür existierten bereits. Das Vorhaben scheiterte aber glücklicherweise an der Baugenehmigung. Anlässlich der 750-Jahr-Feier Schneebergs im Jahr 1987 wurde der Ofen nach längerer Pause wieder angeschürt. Es war der Freizeitverein F.K. Fuß-Pils, der publikumswirksam an dem Festtag wieder Brot und Kuchen im Ofen gebacken hat. Acht Bleche mit leckeren Kuchen passten in den Ofen.
Neben dem jährlich wiederkehrenden "Kerbebacken" des F.K. Fuß-Pils, ein fester und beliebter Bestandteil im Ortsgeschehen, wird der Backofen auch wieder von den Besitzern genutzt.
Im Jahr 2005 wurde der Ofen von innen renoviert, da er die Hitze nicht mehr so gut halten konnte. Hierbei wurde auch diverse Restaurierungsarbeiten vorgenommen. Die Familie Ort kümmert sich auch in Zukunft um den Erhalt dieses historisch wertvollen Kleinods.